Aus dem Stadt- und Landboten Monschau vom 14. August 1875:
„Imgenbroich, 12. August. - Heute bewegte sich ein außergewöhnlicher Leichenzug dem hiesigen katholischen Friedhofe zu. Die irdische Hülle des am 8. d. M. durch einen Wilderer erschossenen königlichen Försters Meier wurde zu Grabe geleitet. Unter dem Trauergeleite befanden sich außer den Verwandten und Freunden der Forstmeister von Aachen, 6 Oberförster und etwa 30 Collegen des Verstorbenen, welche letztere die Leiche zur letzten Ruhestätte trugen.
Am 8.d.M. befand sich Meier mit seinem Nachbarn Aloys Bauer am sog. Flepsbürchen, im königlichen Forstdistrikte Eichler, auf dem Anstande. Während Meier gegen 7 Uhr abends blattete (Anmerkung: Rehböcke anlocken durch Pfeifen auf Blatt), kam der als Wilderer bekannte Arnold Schreiner aus Eicherscheid in gleicher Absicht in die Nähe, hörte das Blatten, und da er gleichzeitig hinter einem Gesträuch eine Bewegung bemerkte, vermutete er daselbst ein Reh, schoß und traf den Förster Meier mit einer Kugel in die rechte Brustseite. Die Kugel ist unter dem linken Schulterblatte herausgetreten und der Tod sofort erfolgt.
Bauer, welcher den Meier fallen sah, eilte auf diesen zu, um Hülfe zu leisten und bemerkte dabei in einer Entfernung von ungefähr 40 Schritten den Schreiner, welcher, dazu aufgefordert, sein Gewehr abgab und sich nach Imgenbroich zum Bürgermeister führen ließ, der ihn sofort der königl. Oberprokuratur (Anmerkung: Oberstaatsanwaltschaft) zum weiteren Verfahren überlieferte. Gewehr und Jagdtasche wurden confiscirt.
Gestern fand die gerichtliche Leichenschau und eidliche Feststellung des Thatbestandes statt und steht zu hoffen, daß dem bereits 47 Jahre alten, sehr exaltirten Wilderer die verdiente Strafe zu Theil werde.
Der traurige Vorfall ist um so mehr zu bedauern, als Meier, ein liebenswürdiger, allgemein geachteter Mann und tüchtiger Beamter, eine Wittwe und acht unmündige Kinder hinterläßt.“
Noch während der Voruntersuchung erkrankte Arnold Schreiner im Aachener Gefängnis und starb am 18. Oktober 1875.
Das Bild zeigt das "Meier-Kreuz" (Gedenkstein „Menksrott“) in Eicherscheid, GPS N50.56977, E6.29313. Inschrift: „Hier fiel am 8. August 1875 von der tödlichen Kugel eines Wilderers getroffen der Königliche Förster Leonhard Meier. Ehre seinem Andenken.“